Samstag, 24. Januar 2009
 
G8 erschweren Zugang zu Heilmitteln PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Ärzte ohne Grenzen   
Mittwoch, 13. Juni 2007

Zugang zu Heilmitteln in einer sich entwickelnden Welt werde durch die Erklärung der G8 in Heiligendamm erschwert, meint die Organisation Ärzte ohne Grenzen in einer Stellungnahme.

Die Übereinkunft der G8-Leader, durch eine Erhöhung der Barrieren den Zugang zu ”geistigem Eigentum” in wachsenden Ökonomien zu erschweren, wird wahrscheinlich einen sehr negativen Einfluss auf den  Zugang zu leistbaren Heilmitteln in Entwicklungsländern führen, und wird auch dazu führen, dass Verbesserungen im Gesundheitswesen misslingen, wo sie am meisten gebraucht werden.

”Middle-income countries” wie Indien und Brasilien sind Hauptproduzenten von leistbaren Basis-Heilmitteln, die lokal oder weiterverbreitet in den Entwicklungsländern genützt werden. Generika, wie sie z.B. in Indien produziert werden, machen ca. 80% der Antiretroviralen Medikamente aus, mit denen die ”Ärzte ohne Grenzen”  über 80.000 Patienten in AIDS-Projekten in über 30 Ländern behandelt. Am Tag, bevor die G8-Leader eine Anzahl von Vertretern von Entwicklungsländern trafen, hatten sie bereits entschieden, den Schutz des Geistigen Eigentums in Entwicklungsländeren, besonders in aufstrebenden Volkswirtschaften, zu erhöhen.

”Wenn G8 weiterhin den Schutz des Geistigen Eigentums erhöht, wird das die Preise von neuen Medikamenten in Afrika, Asien und Lateinamerika hoch halten und wird nicht dazu führen, Neuerungen anzuregen, wo sie am meisten gebraucht würden”, sagte Tido von Schoen-Angerer, Direktor der ”Ärzte ohne Grenzen”-Kampagne für Zugang zu Medikamenten. ”Wir brauchen AIDS-Medikamente, die leistbar sind, und wir brauchen unbedingt neue und bessere Tests und Medikamente für Tuberkulose und Tropenkrankheiten.”

Ein Bericht der WHO vom April 2006 besagt, dass die Durchsetzung verstärkter Schutzmaßnahmen die Entwicklung von Medikamenten für Krankheiten, die besonders in Entwicklungsländern auftreten, nicht stimuliert. Die G8-Leader befürworten einzig und allein verstärkten Schutz Geistigen Eigentums als Weg, Innovationen zu fördern. Obwohl die WHO eine internationale Arbeitsgruppe zu diesem Thema gebildet hat, ignorieren die G8-Leader diese Probleme völlig. Gefälschte Medikamente sind eine Gefahr für die Volksgesundheit. Diesem Problem wurde von G8 eine gewisse Aufmerksamkeit geschenkt. Ähnliche Aufmerksamkeit sollte dem Bedarf an leistbaren Qualitätsgenerika, auf die sich arme Länder verlassen können, gewidmet werden.

Mit internationalen Gesetzen, die die Medizinpatente weiter ausbauen, werden neue Heilmittel unfinanzierbar. Die neueren Medikamente sind anspruchsvoller, so kostet z.B. die Behandlung von AIDS mit den Kombinationspräparaten der zweiten Generation fünfmal so viel wie mit solchen der ersten.

Um hohe Medikamentenpreise einzuschränken, haben Länder wie Brasilien oder Thailand begonnen, Patentbarrieren zu überwinden, indem sie ”Zwangslizenzen” für verschiedene Medikamente vergeben. Diese Massnahmen stehen in kompletter Übereinstimmung mit dem TRIPS-Agreement der WTO, denn diese Länder stehen unter einem unzumutbaren Druck und Vergeltungsmassnahmen einiger Regierungen und Pharma-Multis.

Indem die G8-Leader Foren ignorieren, die sich seit langem mit Fragen des Geistigen Eigentums beschäftigen, und stattdessen nur fünf Länder mit aufstrebender Wirtschaft zu Gesprächen einladen, ignorieren sie auch die kritischen Diskussionsbeiträge anderer Entwicklungsländer, deren eigene Fähigkeiten, leistbare und angemessene Medikamente zu erhalten, durch solche Diskussionen beeinträchtigt wird.

”Erhöhter Schutz des Geistigen Eigentums wird einzig und allein die Gesundheitskrise  in Entwicklungsländern verschlimmern, wo Medikamente entweder unerschwinglich oder gar nicht zu haben sind, weil es keinen Markt gibt, der  einen Ansporn zur Entwicklung gäbe.” sagt Rohit Malpani, Politikberater von Oxfam.

Ü: akin, Quelle: http://www.msf.at/site/global/report.html?id=10284

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